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Bank of Japan – weitere Änderungen voraus?

Mit ihrem Entscheid, den Korridor für langfristige Anleihekredite zu lockern und auf minus 0,5 bis plus 0,5 Prozent auszudehnen, erwischte die Bank of Japan (BoJ) die globalen Finanzmärkte im Dezember unvorbereitet. Stand die BoJ bis dato noch als letzte der großen Zentralbanken für die mittlerweile überkommene jahrzehntelange Nullzins-Ära, vollzieht sie mit der Erweiterung des Rendite-Korridors eine Kehrtwende. Was bedeutet das für die Zukunft? Ein Gastkommentar von Modupe Adegbembo, G7 Ökonomin bei AXA Investment Managers.

Vor dem Hintergrund der Entscheidung, zukünftig einen stärkeren Anstieg der Zinsen für langlaufende Staatsanleihen zuzulassen, spekulieren nun viele Anleger auf eine straffere Geldpolitik der Bank of Japan. Manche befürchten, dass die BoJ nun einen Straffungszyklus einleiten könnte, wie wir es in den USA und in Europa erlebt haben. Aber es gibt gute Gründe dafür, dass es in Japan anders läuft, denn im Gegensatz zu den USA und Europa bleibt der inländische Inflationsdruck gedämpft.

Der Anstieg der Inflation ist bisher fast ausschließlich auf steigende Energiepreise, einen schwachen Yen und Engpässe in der Lieferkette zurückzuführen, die sich auf importierte Produkte auswirken. Durch die Erweiterung des Rendite-Korridors konnte der Yen umgehend um mehrere Prozentpunkte aufgewertet werden. Aus diesem Grund betont die BoJ über die Inflation hinaus, dass das Lohnwachstum eine notwendige Bedingung für die Änderung ihres ultra-akkommodierenden politischen Kurses ist.

Weniger geldpolitische Anreize

Diese Philosophie wurde auch unter der Regierung von Haruhiko Kuroda beibehalten. Das könnte sich aber mit der Ernennung eines neuen BoJ-Gouverneurs im April 2023 ändern. Der stellvertretende Gouverneur Masayoshi Amamiya und der ehemalige stellvertretende Gouverneur Hiroshi Nakaso werden als Spitzenkandidaten angesehen. Nakaso gilt weithin als Befürworter einer Reduzierung der geldpolitischen Anreize. Seine Ernennung würde das Risiko einer Änderung der Politik ab dem dritten Quartal 2023 nach den Lohnverhandlungen im Frühjahr erhöhen.

Wir gehen derzeit immer noch nicht davon aus, dass das Inflationsziel von 2% in den nächsten zwei Jahren erreicht werden kann. Nun hat sich die BoJ dazu entschieden, ihre Unterstützung zu reduzieren, da sie mit einem allmählichen Anstieg des inländischen Preisdrucks und höheren Lohnabschlüssen bei den anstehenden Tarifverhandlungen im Frühjahr rechnet. Dieses Vorgehen könnte die Einschätzung der BoJ widerspiegeln, dass die japanische Wirtschaft nicht mehr so viele geldpolitische Anreize benötigt.

Dass die Bank of Japan ihre Politik zum Jahresende angepasst hat, könnte als Indiz gewertet werden, dass sie von verbesserten externen Bedingungen im Frühjahr 2023 ausgeht. Bei einer schwächeren globalen Wirtschaftslage könnte die BoJ jedoch vorsichtiger vorgehen und abwarten, wie sich der Inflationsdruck entwickelt und ob die Kerninflation nach dem Abklingen des Energieschocks über dem bisherigen Niveau bleibt.

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Auswirkungen auf die Wirtschaft

Eine radikale Zinswende könnte schwerwiegende Folgen für die japanische Wirtschaft nach sich ziehen. Denn diese war über einen so langen Zeitraum von tiefen Zinsen geprägt, dass selbst ein geringer Anstieg der Zinssätze erhebliche Auswirkungen haben könnte.

Erstens haben die Haushalte aufgrund der niedrigen Zinsen beträchtliche Schulden zu variablen Zinssätzen angehäuft, so dass sie bei einem Zinsanstieg gefährdet sind. Selbst kleine Zinsschritte könnten die Nachfrage stark bremsen. Zwischen 2014 und 2022 stieg der Anteil der Hypotheken mit variablem Zinssatz von 39,3% auf 73,9%. Eine Änderung der Kreditzinsen würde sich schnell auf die Realwirtschaft auswirken und die Kosten für die Bedienung der Schulden für die meisten Haushalte erhöhen. Das würde den durch die steigenden Preise ohnehin schon angespannten Binnenkonsum weiter belasten.

Außerdem könnte eine Zinserhöhung die japanische Regierung Risiken im Hinblick auf die Tragfähigkeit ihrer Staatsverschuldung aussetzen. Japans Staatsverschuldung lag 2021 bei 262,5% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – die höchste aller G7-Volkswirtschaften.

Sie wird voraussichtlich noch weiter ansteigen, da die Regierung Unternehmen und Haushalte mit erheblichen Steuererleichterungen unterstützt hat. So sollte der wirtschaftliche Schaden durch steigende Energiepreise und Inflation abgefedert werden. Die niedrigen Zinssätze haben es Japan ermöglicht, diese Schulden anzuhäufen.

Des Weiteren könnten stark steigende Zinsen die Erholung Japans von der Pandemie in Frage stellen. Das Wirtschaftswachstum hat sich gerade erst wieder auf das Niveau vor der Pandemie erholt. Wir gehen davon aus, dass Japan auch in diesem und im nächsten Jahr ein Wachstum über dem Trend verzeichnen wird, wenn sich die Erholung fortsetzt. Ein allzu hawkishes Vorgehen der Bank of Japan sowie höhere Kreditkosten in der Wirtschaft könnten diese fragile Erholung bremsen. Dies unterstreicht, warum wir erwarten, dass die BoJ bei der Anpassung ihrer Politik weiterhin vorsichtig vorgehen wird.

 

Modupe Adegbembo

G7 Ökonomin
AXA Investment Managers

Modupe Adegbembo, AXA IM

Modupe Adegbembo ist seit 2021 G7-Ökonomin bei AXA Investment Managers. Vor AXA IM war sie ab 2017 im britischen Ministerium für internationalen Handel tätig – zuerst als Assistant Economist und dann als Wirtschaftsberaterin. Sie hat einen Bachelor- und Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der University of Warwick und dem University College London.

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