EU-Untersuchung zu China-EVs – der nächste Handelskrieg?

Chinesische Elektroautos werden in Europa immer beliebter. Dies hat die Europäische Union (EU) alarmiert, die nun eine Anti-Subventionsuntersuchung zu den billigeren Importen chinesischer Elektroautohersteller eingeleitet hat. „Die globalen Märkte werden jetzt mit billigeren Elektroautos überschwemmt. Und ihr Preis wird durch enorme staatliche Subventionen künstlich niedrig gehalten. Das verzerrt unseren Markt“, sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen.

Die EU-Kommission wird sich bis zu 13 Monate Zeit nehmen, um zu prüfen, ob sie Strafzölle erheben wird, die über den EU-Standardsatz von 10% für Autos hinausgehen. Zu den in China hergestellte batteriebetriebene Autos zählen nicht nur chinesische marken, sondern auch andere globale Marken wie Tesla, Renault und BMW.

Um das Gesamtbild zu verstehen, spiegelt diese Untersuchung die angespannten Beziehungen zwischen der EU und China wider. Die EU will weniger Handelsbeziehungen mit China, nachdem sich die Volksrepublik nach Start des Ukraine-Kriegs Russland angenähert hat. Während Frankreich und andere EU-Mitglieder den Schritt bisher unterstützt haben, gibt es in Deutschland gemischte Reaktionen. Frankreich unterstützt den Schritt der EU, weil es befürchtet, dass die subventionierten chinesischen Elektroautos eine Bedrohung für seine Marken Renault und das französisch-italienische Unternehmen Stellantis darstellen.

China hat nicht gut auf die von der EU eingeleitete „protektionistische“ Untersuchung seiner Elektroautos reagiert. Peking erklärte, dass dieser Schritt die Wirtschaftsbeziehungen schädigen und negative Auswirkungen auf die deutschen Autoexporte nach China haben könnte.

„Die Untersuchung ist ein nackter protektionistischer Akt, der die globale Automobilindustrie und die Lieferkette, einschließlich der EU, ernsthaft stören und verzerren wird und sich negativ auf die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und der EU auswirken wird“, hieß es vom chinesischen Handelsministerium.

Chinesische Elektroautos überschwemmen die EU-Märkte

Nach Angaben der Europäischen Kommission ist der Anteil der in Europa verkauften chinesischen Elektroautos auf 8% gestiegen und könnte im Jahr 2025 15% erreichen. Die Preise liegen laut Kommission in der Regel 20% unter denen der in der EU hergestellten Modellen.

Asian Market Insights

Exclusive news, analyses and opinion on Asian economies and financial markets

E-Mail-Adresse*

COUNTRY

LANGUAGE*

Asian Market Insights

Exklusive News, Analysen und Meinungen zu den asiatischen Finanzmärkten

E-Mail-Adresse*

COUNTRY

LANGUAGE*

Allein in Deutschland hat sich der Marktanteil von Elektroautos aus China im ersten Quartal bis März 2023 mehr als verdreifacht. 28% der nach Deutschland importierten Elektroautos stammten aus China, gegenüber 7,8% im gleichen Quartal des Vorjahres.

Laut DJE Kapital „sind die Exporte chinesischer Autohersteller seit 2019 gestiegen, während deutsche und japanische Unternehmen tendenziell an Boden verloren haben. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich fortsetzen, auch wenn die Bedrohung für die europäischen Hersteller innerhalb der Branche eher heruntergespielt wird.“

Chinesische Elektroautohersteller expandieren nicht nur in Deutschland, sondern auch in andere europäische Länder wie Dänemark, Norwegen und die Niederlande.

Die Folgen der Untersuchung

Die chinesischen Elektroautohersteller haben bereits mit der geringen Nachfrage in ihrem Heimatland zu kämpfen. Dies hat zu Überkapazitäten bei E-Fahrzeugen geführt, die das Land exportieren muss. Einem Artikel von EnergyPortal.eu zufolge hat China eine Überkapazität von fast 10 Millionen E-Fahrzeugen pro Jahr.

Die Aktien der chinesischen EV-Hersteller fielen in Shanghai und Hongkong als Reaktion auf die Nachricht über die Anti-Subventionsuntersuchung. Marktanalysten sind der Meinung, dass die Untersuchung die Stimmung trüben wird, da Europa aufgrund seiner strengen Emissionsvorschriften einer der größten Märkte für chinesische Elektroautoexporte ist. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 stiegen die chinesischen Exporte von Elektrofahrzeugen nach Europa um 112% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allein auf Tesla entfallen 40% der chinesischen EV-Lieferungen nach Europa. Einige der chinesischen Marken, die ihre Produkte in Europa verkaufen, sind Geely, SAIC, BYD, Nio und Xpeng.

Nach Ansicht vieler Marktbeobachter könnte sich die EU-Untersuchung auch auf die Kapazitätserweiterungspläne chinesischer EV-Batteriehersteller auswirken.

Einige Experten glauben, dass zu viel Protektionismus sich als kontraproduktiv erweisen kann. „Aufgrund der Abhängigkeit zwischen Deutschland und China, mit Investitionen auf beiden Seiten, werden wir keine signifikanten Barrieren sehen“, meint Martin Benecke von S&P Global Mobility. „Für die deutschen Automobilhersteller … sie werden alles tun, um Handelshemmnisse zu vermeiden.“ Damit bezieht sich Benecke auf BMW und die Volkswagen-Gruppe, die in ganz China Produktions- und Montagewerke unterhalten.

Gleichzeitig sind andere Experten der Meinung, dass China nun andere Märkte wie Südostasien, den Nahen Osten oder Südamerika für seine Elektrofahrzeugexporte in Betracht ziehen würde, wenn seine wirtschaftlichen Beziehungen zur EU belastet werden.