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In den letzten Jahren ist die Verbreitung von Elektrofahrzeugen (electric vehicles, EVs) weltweiten gestiegen. Im Vergleich zu China, den USA oder Europa ist der südostasiatische Markt für Elektrofahrzeuge jedoch noch weitgehend unerschlossen.
Dennoch erkennen die großen Akteure der Automobilindustrie derzeit die Aussichten, die Südostasien als Drehscheibe für die Herstellung von EVs bietet. Toyota Motor, beispielsweise, hat seine Investitionen auf den Philippinen um 4,4 Mrd. Pesos (78,2 Mio. USD) erhöht, um zwei neue erschwingliche Elektroauto-Modelle speziell für die Schwellenländer herzustellen.
Diese Investition ist Teil von Toyotas Projekt „Innovative International Multi-Purpose Vehicle“. Der Toyota-Vorsitzende Akio Toyoda glaubt an die enormen Wachstumsaussichten der EV-Industrie in der Region, sowohl aus geschäftlicher als auch aus technologischer Sicht.
Mordor Intelligence prognostiziert, dass der ASEAN-Elektrofahrzeugmarkt bis 2028 mit einer CAGR von 32,7% auf 3,54 Mrd. USD wachsen wird. Dieses Wachstum wird den Analysten zufolge wahrscheinlich von Schwellenländern wie Indien und Indonesien angekurbelt werden.
Die EV-Landschaft in Südostasien
In Südostasien haben sich zahlreiche Hersteller von Elektrofahrzeugen etabliert, wobei der Schwerpunkt auf der Batterieproduktion liegt. Mit seinen riesigen Nickelvorkommen ist Indonesien ein wichtiges Zentrum für die Herstellung von EV-Batterien in der Region. Auf den Philippinen wiederum befinden sich 5% bzw. 4% der weltweiten Nickel- und Kobaltreserven. Beide Metalle sind für die Herstellung von EV-Batterien unerlässlich.
Eine Studie von Counterpoint hat ergeben, dass auf Thailand im ersten Quartal 2023 79% der Verkäufe von Elektrofahrzeugen in der Region gefallen sind. „Die Bemühungen der thailändischen Regierung, den Verkauf von Elektrofahrzeugen zu fördern, haben zu positiven Ergebnissen geführt, während Indonesien und Vietnam in der Region ebenfalls gut abschneiden. Malaysia, die Philippinen und Myanmar benötigen jedoch zusätzliche regulatorische Unterstützung und Ermutigung, um das Wachstum von E-Fahrzeugen zu fördern“, sagte Counterpoint Research Analyst Abhilash Gupta.
Im Februar 2022 kündigte die thailändische Regierung an, die Verbrauchssteuer auf importierte E-Fahrzeuge von 8% auf 2% zu senken und die Einfuhrzölle für komplett gebaute E-Fahrzeuge um 20% bis 40% zu reduzieren. Counterpoint prognostiziert, dass Thailand bis 2030 fast 30% der 2,5 Millionen jährlich produzierten Fahrzeuge in E-Fahrzeuge umwandeln will.
Ein großer Unterschied bezüglich des Fahrzeugmarktes in Südostasien im Vergleich zu den Industrieländern besteht darin, dass vor allem Zweiräder in der Region dominieren. Laut Statista belief sich der südostasiatische Motorradmarkt im Jahr 2022 auf 10,6 Millionen Einheiten. E-Motorräder machen jedoch weniger als 1% des Marktes im Jahr 2022 aus.
Das zeigt das Potential. Das japanische Yano Research Institute prognostiziert, dass bis 2030 elektrische Zweiräder 27% der weltweit verkauften Zweiräder ausmachen sollen, bis 2035 sollen es 36% sein, verglichen mit derzeit 13% (2022).
Das treibt die Expansion von Elektrofahrzeugen in Südostasien an
Ein wichtiger Grund für das schnelle Wachstum des Marktes für Elektrofahrzeuge in Südostasien ist das starke Engagement der Region für die Reduzierung von Treibstoffemissionen und die Verbesserung der Verkehrssicherheit. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Unterstützung durch Regierungen und frühe Investitionen in den Sektor.
Thailand, beispielsweise, hat nicht nur Produktionssubventionen angeboten, sondern auch die Einkommenssteuer von 35% auf 17% gesenkt, um qualifizierte Fachkräfte für diesen Sektor zu gewinnen. In Malaysia sind Besitzer von Elektrofahrzeugen von der Kfz-Steuer befreit. Die Philippinen bieten mit ihrem Electric Vehicle Industry Development Act Einkommenssteuerbefreiungen für Hersteller von Elektrofahrzeugen für einen bestimmten Zeitraum an.
„Angesichts der steigenden Inflation und Rohstoffpreise, die die politische und wirtschaftliche Stabilität der Region bedrohen, sollten die südostasiatischen Länder dazu angehalten werden, Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Energiesicherheit zu ergreifen. EVs können dabei eine Vorreiterrolle spielen“, sagte Danielle Fallin, Programmkoordinatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Südostasienprogramm am Center for Strategic and International Studies (CSIS).
Herausforderungen für den EV-Entwicklung
Eine der größten Herausforderungen für das Wachstum der EV-Branche in Südostasien ist der Mangel an Ladeinfrastruktur. Laut einer McKinsey-Studie werden die ASEAN-Märkte insgesamt schätzungsweise 95.000 öffentliche Wechselstrom- und 40.000 Gleichstrom-Ladepunkte benötigen, um die prognostizierte Anzahl der registrierten E-Fahrzeuge bis 2030 zu unterstützen. Das ist 30 Mal mehr als die heutige Anzahl. „Diese Zahl könnte noch deutlich höher liegen, wenn die nationalen Ambitionen aggressivere Ziele für den reifen Markt von 45% oder mehr E-Durchdringung widerspiegeln“, heißt es in der Studie.
Darüber hinaus werden vierrädrige Elektrofahrzeuge in den südostasiatischen Ländern immer noch als Luxusartikel angesehen. Käufer wenden sich jedoch den elektrischen Zweirädern zu, die kosteneffizienter sind. McKinsey prognostiziert, dass elektrische Zweiräder zu einem vorherrschenden Transportmittel in der Region werden und sieht die Elektrifizierungsrate von Zweirädern in Indien und den ASEAN-Staaten bis 2030 bei etwa 36%, verglichen mit weniger als 1% heute.
