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Was verschärft die Ernährungskrise in Asien?

Prognosen sind davon ausgegangen, dass die asiatischen Volkswirtschaften sich im Jahr 2022 erholen würden, doch stattdessen kämpfen sie nun mit den Folgen des Ukraine-Krieges sowie mit neuen Ausbrüchen von Covid-19 und Lockdowns in wichtigen Industriezentren in China. Die russische Invasion in der Ukraine hat den Inflationsdruck in der Region verschärft, und die Lebensmittelpreise in Asien steigen an.

Dem Weltwirtschaftsforums (WEF) zufolge sollten die globalen Volkswirtschaften bis Ende 2022 auf den Prä-Covid-Wachstumspfad zurückkehren und die Inflation nur von kurzer Dauer sein. Eine Umfrage des Forums ergab, dass 52% der Ökonomen mit einem Anstieg der Ernährungsunsicherheit in Südasien, 25% in China und 30% in Ostasien und dem Pazifik rechnen. Zudem erwarten Ökonomen einen Rückgang der Löhne in den Volkswirtschaften mit niedrigem Einkommen.

Asien Ernährungskrise – Abhängigkeit von Russland und der Ukraine

Der Nahrungsmittelpreisindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen hat im März 2022 den höchsten Stand seit seiner Einführung vor drei Jahrzehnten erreicht. Das liegt daran, dass der Ukraine-Krieg erhebliche Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung hat. Im Jahr 2020 bezogen 36 Länder mehr als 50% ihres Weizens aus Russland oder der Ukraine.

Laut WEF werden die Weizenpreise voraussichtlich um weitere 40% steigen, während die Teilindizes für Pflanzenöle, Getreide und Fleisch ein Allzeithoch erreicht haben. In einem UN-Bericht hieß es zuvor, dass die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise die ohnehin angeschlagenen öffentlichen Haushalte in vielen Ländern zusätzlich belasten und zu Lebensmittelknappheit und Stromausfällen führen würden. Der indische Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten, V. Muraleedharan, hatte zuvor vor dem Horten und der Spekulation mit Nahrungsmittelgetreidevorräten gewarnt und auf die von Indien angekündigten Maßnahmen für Weizenexporte hingewiesen.

Um zu verstehen, warum es eine Nahrungsmittelknappheit gibt, ist es wichtig, die Rolle der Ukraine und Russlands in der globalen Nahrungsmittelversorgung zu verstehen. Die beiden Länder sind landwirtschaftliche Kraftpakete und erzeugten vor dem Krieg 12% der weltweiten Agrarexporte. Die Ukraine lieferte ein Drittel aller Weizenexporte, und ist der größte Exporteur von Sonnenblumenöl weltweit. Russland ist ein wichtiger Lieferant von Öl und Düngemitteln. Die Verknappung dieser Rohstoffe führt zu einer Ernährungskrise in Asien und dem Rest der Welt. Zudem werden die Sanktionen gegen Russland und der daraus resultierende Mangel an Düngemitteln sich wahrscheinlich auch die kommenden Ernten beeinträchtigen und sich auf die globalen Nahrungsmittelmärkte auswirken.

Verbot von Lebensmittelexporten

Die Nahrungsmittelkrise hat jedoch noch größere geopolitische Auswirkungen, da die Länder versuchen, ihre Ressourcen zu rationieren. Indien, das früher gerne Weizen exportierte und damit satte Gewinne erzielte, hat kürzlich ein Verbot von Weizenexporten verkündet, um der inländischen Versorgung den Vorzug zu geben. Zentralasiatische Länder, die Getreide aus Kasachstan beziehen, leiden unter Engpässen, da das Land die Ausfuhr für drei Monate verboten hat.

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In Indonesien haben die steigenden Kosten für Speiseöl das Land dazu veranlasst, die Ausfuhr von rohem und raffiniertem Palmöl zu stoppen, und Indien als ein Abnehmer sucht nun händeringend nach einem Ersatz. In Sri Lanka sind Grundnahrungsmittel wie Linsen komplett aus den Regalen verschwunden, da das Land mit einer hohen Lebensmittelinflation zu kämpfen hat.

„Der Konflikt treibt eine neue Welle des Protektionismus an. In ihrer Verzweiflung, eine ausreichende Versorgung im Inland sicherzustellen, errichten die Regierungen neue Exportbarrieren. Einem Professor der Universität St. Gallen zufolge haben verschiedene Länder in diesem Jahr insgesamt 47 Exportbeschränkungen für Lebensmittel und Düngemittel verhängt“, schreibt Vaibhav Tandon, Ökonom bei Northern Trust.

Hier stellt sich die Frage, warum die asiatischen Länder im Vergleich zu ihren westlichen Pendants stärker von Ernährungsunsicherheit betroffen sind? Die Menschen in Asien geben im Allgemeinen mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Lebensmittel aus, während amerikanische Familien weniger als ein Zehntel ihres verfügbaren Einkommens für Lebensmittel ausgeben, laut Asian Development Bank.

Chinas Umgang mit der Lebensmittelunsicherheit

In China sind die Lebensmittelpreise auf einem Allzeithoch. Das bevölkerungsreichste Land der Welt ist der größte Produzent und Verbraucher von Weizen, aber der Hauptdruckpunkt ist der Preis. Die Inflation, das knappe Angebot an Getreide aus Russland und der Ukraine und das Wiederaufleben von Covid-19 sind unmittelbare Probleme für die Lebensmittelversorgung in China, während das Land auch mit einem Rückgang der Ernteerträge aufgrund des Klimawandels zu kämpfen hat.

Im Juli 2021 wurden in Chinas „Kornkammer“ – der Provinz Henan – 2,4 Millionen Hektar Getreidefelder von schweren Regenfällen und Überschwemmungen betroffen. Laut WEF produziert Henan ein Drittel der chinesischen Weizenversorgung und ein Zehntel der Mais-, Gemüse- und Schweinefleischversorgung. Überschwemmungen in reisproduzierenden Provinzen überspülten die Reisfelder, wie z. B. in Hubei, und Taifune trafen die Maisernte.

Letzte Woche wurde berichtet, dass die Zuckerpreise jetzt steigen und der chinesische Zuckerkonsum angesichts steigender Importkosten zurückgeht. Russland hat den Zuckerexport verboten, während Brasilien, der weltweit größte Produzent und Exporteur von Zucker, Exportverträge gekündigt hat, um angesichts der hohen Energiepreise mit Ethanol Kasse zu machen.

„Es ist wichtig zu bemerken, dass wir jetzt die niedrigsten Getreidelagerbestände, die die Welt je gesehen hat, haben, während der Zugang zu Düngemitteln stark eingeschränkt ist und die Dürre in den Weizenanbauregionen auf der ganzen Welt so extrem ist wie seit über 20 Jahren nicht mehr“, sagte Sara Menker, CEO von Gro Intelligence, einem Unternehmen, das globale Daten über Lebensmittel und Landwirtschaft sammelt und analysiert.

Ein ASEAN-Ökonom der Bank of America Securities sagte kürzlich gegenüber CNBC, dass in Südostasien die Gefahr von „sozialen Unruhen“ aufgrund von Nahrungsmittelknappheit besteht. Im Irak und in Sri Lanka sind bereits Proteste wegen hoher Lebensmittelpreise ausgebrochen.

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