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Nachdem der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba monatelang unter die Lupe genommen wurde und Geldstrafen in Milliardenhöhe gezahlt hat, strebt er eine doppelte Börsennotierung in Hongkong und New York an. Das Primärlisting in Hongkong soll Alibaba den Zugang zu Kapital von den chinesischen Märkten über das beliebte Stock Connect-Programm ermöglichen.
Während das Unternehmen erklärte, es wolle seine Investorenbasis diversifizieren, könnte der Schritt von Alibaba als Versuch gewertet werden, die chinesischen Behörden zu besänftigen, während Hongkongs Status als wichtiges asiatisches Finanzzentrum in Gefahr ist. Der Antrag von Alibaba auf eine Erstnotierung in Hongkong kommt zu einer Zeit, in der sich Investoren Sorgen machen, dass chinesische Unternehmen von den US-Börsen ausgeschlossen werden könnten.
Vorteil des Primärlistings von Alibaba in Hongkong
Alibaba, das umsatzstärkste E-Commerce-Unternehmen der Welt, wird bereits an der Börse in Hongkong gehandelt, allerdings als Sekundärlisting. Die Börse hat vor kurzem die Regeln geändert, um Unternehmen die doppelte Notierung zu erleichtern. Alibaba ist das erste große Unternehmen, das von dieser Änderung Gebrauch macht.
„Wir haben vom Verwaltungsrat die Genehmigung erhalten, Hongkong als weiteren Ort für eine Erstnotierung zu beantragen, in der Hoffnung, eine breitere und diversifiziertere Investorenbasis zu fördern, die am Wachstum und an der Zukunft von Alibaba teilhaben kann, insbesondere aus China und anderen asiatischen Märkten“, sagte Daniel Zhang, Chairman und Chief Executive Officer der Alibaba Group.
Die Notierung von Alibaba in Hongkong wird bis Ende 2022 aktualisiert. Die in den USA notierten Aktien des Unternehmens sprangen nach der Nachricht von der doppelten Notierung um bis zu 6,5% in die Höhe. Auch weitere chinesische Tech-Aktien erhielten Auftrieb, Hang-Seng-Index stieg um 1,7%, nachdem er zuvor ein Wochentief erreicht hatte.
Alibaba hat fast zwei Drittel seiner Bewertung verloren, nachdem die chinesische Regierung ein hartes Durchgreifen gegen den Technologiesektor eingeleitet hat. Der von Jack Ma gegründete E-Commerce-Gigant wurde wegen Kartellverstößen mit einer Rekordstrafe von 2,7 Mrd. USD belegt. Die Erstnotierung in Hongkong wird Alibaba Zugang zu Kapital vom chinesischen Festland verschaffen.
Allerdings wird der Schritt auch mit kritischen Augen gesehen. „Durch die Aufwertung der Börsennotierung in Hongkong begibt sich die Alibaba Group weiter unter die Kontrolle von Xi Jinping und dem chinesischen Staat. Dies ist für das Vereinigte Königreich von Bedeutung, da ein beträchtlicher Teil der britischen Rentengelder in Alibaba investiert ist“, twitterte Sam Goodman, Direktor für Politik und Advocacy bei der Menschenrechts-NGO Hong Kong Watch und ehemaliger politischer Berater der britischen Labour-Partei.
Der Anstieg der Alibaba-Aktien könnte andere chinesische Unternehmen, die vor einem US-Delisting stehen, dazu veranlassen, Hongkong als Hauptziel zu betrachten. JD.com, Baidu, Netease, Bilibili und andere große Unternehmen werden wahrscheinlich auf demselben Weg um Investoren auf dem Festland werben. Li Auto und XPeng sind bereits sowohl in den USA als auch in Hongkong an der Börse notiert.
In der Zwischenzeit sind sieben Führungskräfte von Alibabas Finanztochter Ant Group aus der Partnerschaft abgezogen worden. Die Ant Group erklärte, der Schritt sei ein Versuch, die Unternehmensführung zu verbessern. Der Fintech-Gigant sollte 2020 an die Börse gehen, aber Peking intervenierte bei dem weltweit größten Börsengang. Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass die Gespräche über einen Börsengang von Ant wieder aufgenommen wurden, und die Entfernung der Partner von Alibaba könnte ein positiver Schritt in Richtung Börsengang sein.
