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Nach Angaben der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) werden Asiens Schwellenländer zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten schneller wachsen als die Volksrepublik China. In einer Aktualisierung des Asian Development Outlook (ADO), die am Mittwoch veröffentlicht wurde, erklärte die Entwicklungsbank, dass für die asiatischen Schwellenländer ohne China sowohl 2022 als auch 2023 ein Wachstum von 5,3% prognostiziert wird.
Chinas Wachstumsprognose für 2022 wurde von 5,0% auf 3,3% und für das nächste Jahr von 4,8% auf 4,5% herabgestuft. Das Wirtschaftswachstum in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und der größten Volkswirtschaft der Region, hat sich aufgrund immer neuer Covid-19-Ausbrüchen und anschließenden Lockdowns abgeschwächt. Während die anderen Länder der Region die pandemiebedingten Beschränkungen lockerten, um ihre Wirtschaft wieder zu öffnen, haben Chinas Null-Covid-Politik und ein wackeliger Immobiliensektor die wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes nur noch verschärft.
Insgesamt hat die ADB die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländer Asiens und des pazifischen Raums aufgrund der Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken, der Folgen der russischen Invasion in der Ukraine und der häufigen Covid-19-Lockdowns in China erneut gesenkt. In ihrem September-Update des ADO 2022 geht die Entwicklungsbank davon aus, dass die Wirtschaft der Region im Jahr 2022 um 4,3% wachsen wird, während sie im April noch von einem Wachstum von 5,2% ausgegangen war. Ebenso hat die ADB ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum der Region für das nächste Jahr von 5,3% auf 4,9% gesenkt.
Die Entwicklungsbank senkte auch die Prognose für Indien für 2022 von 7,5% auf 7,0%, was auf die unerwartet hohe Inflation und die Straffung der Geldpolitik zurückzuführen ist.
Für Südostasien wird für dieses Jahr ein Wachstum von 5,1% prognostiziert – gegenüber 4,9% im April. Die ADB führt die Verbesserung auf die robuste Binnennachfrage in Indonesien und auf den Philippinen zurück.
Inflationssorgen in Asien
Die ADB erwartet, dass die Inflation in den asiatischen Schwellenländern weiter ansteigt. Ihre Prognose für 2022 von zuvor 3,7% hat die Entwicklungsbank auf 4,5% angehoben. Auch die Inflationsprognose für 2023 stieg von 3,1% auf 4,0%. Allerdings ist die Inflation in Asiens Schwellenländern im Vergleich zu anderen Ländern weiterhin niedriger, aber Unterbrechungen in den Lieferketten treiben die Lebensmittel- und Kraftstoffpreise in die Höhe, so die ADB.
Mit der allmählichen Lockerung der Covid-19-Beschränkungen erleben die asiatischen Schwellenländer einen Anstieg der Verbraucherausgaben und Investitionen. Andererseits hat der anhaltende Krieg in der Ukraine zu weiterer globaler Unsicherheit, weiteren Unterbrechungen der Lieferketten und schwankenden Energie- und Lebensmittelpreisen geführt. Gleichzeitig hat die gedämpfte globale Nachfrage aufgrund der aggressiven fiskalischen Straffung durch die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank die Finanzmärkte verunsichert, so die ADB in ihrem neuen 2022 Ausblick.
„Während sich die asiatischen Entwicklungsländer weiter erholen, sind die Risiken nach wie vor groß“, sagte ADB-Chefökonom Albert Park. „Jeder signifikante Abschwung der Weltwirtschaft würde die Nachfrage nach den Exporten der Region erheblich schwächen. Eine stärker als erwartete Straffung der Geldpolitik in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften könnte zu finanzieller Instabilität führen. Die Regierungen in den asiatischen Entwicklungsländern müssen gegenüber diesen Risiken wachsam bleiben und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Inflation einzudämmen, ohne das Wachstum zu beeinträchtigen.“
