Wie erwartet hat die Bank of Japan (BOJ) auf ihrer letzten Sitzung am Freitag beschlossen, ihren Leitzins bei 0-0,1% zu belassen. Nur wenige Marktteilnehmer hatten eine Änderung erwartet. Nach der Sitzung ließ der Gouverneur der BOJ, Kazuo Ueda, die Möglichkeit einer Zinserhöhung offen. „Es ist durchaus möglich, eine Zinserhöhung (im Juli) zu beschließen, je nachdem, welche Daten und Informationen über die Wirtschafts- und Preissituation bis dahin vorliegen werden“, sagte Ueda.
Gleichzeitig kündigte die japanische Zentralbank die Absicht an, künftig weniger Staatsanleihen zu kaufen, ohne konkret zu werden. „Wenn es zu Kürzungen kommt, wird es sich um einen beträchtlichen Betrag handeln“, sagte Ueda lediglich.
„Die Bank of Japan hat den Markt erneut mit einer vagen Ankündigung enttäuscht, ihre Käufe zu einem unbestimmten Zeitpunkt um einen unbestimmten Betrag zu reduzieren. Der Markt wird bis zur Juli-Sitzung warten müssen, um mehr zu erfahren“, sagte Chris Turner, Global Head of Markets bei ING.
„Wenn es zu großen Kürzungen käme, würde dies die Anleiherenditen in die Höhe treiben, was wiederum dem japanischen Yen Auftrieb geben würde“, zitierte Nikkei Asia Hideo Kumano, Chefökonom des Dai-ichi Life Research Institute.
Der Yen hat seit 2022 mehr als ein Drittel seines Wertes verloren. Die Schwäche der Währung treibt die Importpreise in die Höhe, was die japanischen Unternehmen zunehmend beunruhigt, wie eine Umfrage von Economy Watchers in Japan ergab, da sich dadurch ihre Gewinnspannen verringern.
„In der Vergangenheit haben Japans extrem niedrige Zinssätze die Geldpolitik unterstützt, die darauf abzielt, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Deflation einzudämmen. Die jüngste Abwertung des Yen und der damit einhergehende Anstieg der Importpreise liefern jedoch Argumente dafür, dass die BOJ eine Anhebung der Zinssätze in Betracht ziehen sollte“, schrieb Gaël Fichan, Head Fixed Income bei der SYZ Group, im Mai.
„Höhere Zinssätze könnten zwar renditesuchende Kapitalströme anlocken und dadurch den Yen stärken, sie könnten aber auch das inländische Wirtschaftswachstum unterdrücken, indem sie die Kreditkosten erhöhen“, so Fichan.
Die Aussichten für die japanische Wirtschaft sind getrübt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 im Vergleich zum Vorquartal um annualisierte 1,8%.
„Das Lohnwachstum dürfte nach den jüngsten Ergebnissen der Frühjahrslohnverhandlungen robust bleiben, aber die Einkommen und der Konsum der privaten Haushalte sind nach wie vor schwach, und der Kernverbraucherpreisindex (ohne Energie und frische Lebensmittel) ist im April weiter gesunken, was die nachlassenden angebotsseitigen Inflationsfaktoren widerspiegelt“, so Oxford Economics in einer Marktanalyse.
Die geplante Reduzierung der Anleihekäufe ist ein weiterer Schritt zur Normalisierung der Politik. Die BOJ gab im März die negativen Zinssätze und die Kontrolle der Anleiherenditen auf.
„Wir sind der Meinung, dass die BOJ sich Zeit lassen sollte, um diesen Weg zu beschreiten. Unserer Ansicht nach ist eine langsame Normalisierung der Politik am besten; die daraus resultierende niedrige Volatilität, die höheren Renditen und die steilere Renditekurve beschreiben ein freundliches Umfeld für Anleiheinvestoren“, meint Yusuke Hashimoto, Portfolio Manager-Japan Fixed Income bei AllianceBernstein.