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Chinas Wirtschaft wurde durch die strenge Null-Covid-Politik, die Peking rund drei Jahre lang verfolgte, beeinträchtigt. Trotz der Aufhebung der Covid-19-Beschränkungen im letzten Jahr hat die Führung des Landes einen vorsichtigen Ton angeschlagen und die BIP-Wachstumsrate für 2023 auf etwa 5% festgelegt. Ist es vor diesem Hintergrund eine gute Idee, in diesem Jahr (wieder) in China zu investieren?
Nachfolgend einige Meinungen von internationalen Investmentexperten.
In China investieren, da die Konsumausgaben wieder steigen
Einige Asset Manager glauben, dass einer der Gründe, jetzt in China zu investieren, darin liegt, dass das Land 2023 bisher eine stetige Belebung der Konsumausgaben erlebt hat.
«Die Konsumausgaben waren während des chinesischen Neujahrsfestes stark…Restaurantumsätze und Kinokartenverkäufe haben ebenfalls das Niveau von 2019 überschritten….die Kreditnachfrage, gemessen an M2 und Unternehmenskrediten, hat ebenfalls Anzeichen einer Verbesserung gezeigt», schreibt Michelle Qi, Head of Equities, Eastspring China, Eastspring Investments.
Weiter argumentiert Eastspring für China, dass sowohl der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden als auch des nicht-verarbeitenden Gewerbes im Januar wieder über 50 lagen und sich im Februar weiter verbesserten, was auf eine relativ breit angelegte Erholung hindeutet.
Juan Mendoza, Portfoliomanager bei Lombard Odier Investment Managers, ist indessen der Meinung, dass es zumindest kurzfristig Grund zum Optimismus gibt, da die aufgestaute Nachfrage nach der Aufhebung der Covid-Beschränkungen den Absatz ankurbeln könnte. Zudem wird erwartet, dass die wachsende Zahl der Verbraucher und ihr zunehmender Wohlstand der Wirtschaft zugute kommen werden.
«Die Nachfrage wurde durch den wachsenden Wohlstand in China angeheizt, da der wirtschaftliche Wohlstand Millionen Menschen in die Mittelschicht oder höher befördert hat. Über die nächsten zwei Jahre hinaus besteht das Potenzial, dass noch mehr Menschen über ein frei verfügbares Einkommen verfügen, da etwa die Hälfte der Bevölkerung immer noch in ärmeren ländlichen Gebieten lebt», so Mendoza.
In China investieren, da die Inflation sich in Grenzen hält
Im Gegensatz zu den westlichen Volkswirtschaften hat die chinesische Wirtschaft keine lähmende Inflation erlebt, und auch die Zentralbank hat ihre Geldpolitik locker gehalten, um das Wachstum zu stützen.
Taosha Wang, Multi-Asset-Portfoliomanagerin bei Fidelity International, sagt: «Wir glauben, dass der Inflationsdruck in China in diesem Jahr überschaubar bleiben wird… In den westlichen Ländern kam es zu rasanten Preissteigerungen, als sie nach der Aufhebung der Beschränkungen wieder geöffnet wurden. Aber in China, das Ende letzten Jahres eine scharfe Kehrtwende weg von der Null-Covid-Politik vollzogen hat, deuten sowohl Angebots- als auch Nachfragefaktoren darauf hin, dass der Inflationsdruck gering bleiben wird.»
Laut Fidelity werde die milde Inflation China helfen, eine Straffung der geldpolitischen Bedingungen zu vermeiden, während der sanfte Aufschwung anhalte. «Investoren sollten auf Inflationsrisiken in Bereichen wie dem Immobilienmarkt und den Schweinefleischpreisen achten. Die Inflation könnte sich beschleunigen, wenn die Erholung auf dem Immobilienmarkt die Erwartungen übertrifft oder wenn die Schweinefleischpreise in der zweiten Jahreshälfte einen neuen Aufschwung erleben», sagt Wang.
In den A-Share und Immobilienmarkt investieren?
Michelle Qi von Eastspring ist der Meinung, dass es für chinesische A-Aktien ein Aufwärtspotenzial gibt, das aktiven Investoren reichlich Gelegenheit bietet, in China zu investieren.
«Der Markt für chinesische A-Aktien ist seit November um 12% gestiegen, nachdem der Optimismus über die Wiedereröffnung Chinas geweckt worden war… Die anfängliche Rallye wurde durch den Wunsch der Anleger nach einem größeren Beta-Engagement angeführt und kam vor allem Benchmark-Aktien und Aktien mit hoher Marktkapitalisierung zugute», schreibt Qi.
Eastspring sieht Alpha-Chancen und Zuflüsse in Sektoren wie Elektrofahrzeuge (EV) und EV-Lieferketten, erneuerbare Energien, Gesundheitswesen und fortschrittliche Fertigungsindustrien.
Außerdem erwartet Qi, dass der chinesische Immobiliensektor das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 weniger stark belasten wird als im Jahr zuvor. «Wir gehen davon aus, dass sich der Immobilienmarkt insgesamt stabilisiert und spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine gewisse Trendwende eintritt», so Qi.
Auf der anderen Seite schätzt Fidelity International, dass es unwahrscheinlich ist, dass Chinas Immobilienmarkt zu seinem früheren Glanz zurückkehrt, selbst wenn die Hauskäufer in Massen zurückkehren.
«Der scheidende Ministerpräsident Li Keqiang sagte in seinem jährlichen Arbeitsbericht der Regierung am 5. März, dass China eine unkontrollierte Expansion von Immobilienentwicklern verhindern und eine stabile Entwicklung des Sektors fördern wird. Längerfristig wird die Nachfrage im Einklang mit dem demografischen Wandel zurückgehen, da die Bevölkerung im letzten Jahr zum ersten Mal seit sechs Jahrzehnten geschrumpft ist», schreibt Victoria Mio, Head of Equity Research, Asia Pacific, Fidelity International.
China-Investments und die Auswirkungen auf die globalen Märkte
Einer der wichtigsten Gründe, in China zu investieren, ist laut Keith Wade, Chefvolkswirt bei Schroders, dass sich das Wirtschaftswachstum des Landes positiv auf den Rest der Welt auswirkt.
«Ein schnelleres Wachstum in China hebt unsere globale Prognose automatisch an. Schließlich entfällt auf China etwa ein Fünftel der Weltproduktion, was bedeutet, dass jeder Anstieg des BIP-Wachstums um einen Prozentpunkt automatisch 0,2 Prozentpunkte zum Weltaggregat beiträgt», schreibt Wade.
«China wird sich nicht nur auf die Rohstoffpreise auswirken, sondern auch auf den Tourismus und die Handelsströme. Asien ist eines der wichtigsten Ziele für chinesische Reisende und dürfte durch die Rückkehr der chinesischen Touristen Rückenwind erhalten», so Eastspring Investments.
