Japan hat Südkorea von seiner sogenannten „Weißen Liste“ bevorzugter Wirtschaftspartner gestrichen. Davon betroffen sind fast 1.100 Produkte, die derzeit von Japan nach Südkorea exportiert werden. Sie werden ab dem 28. August 2019 restriktiver verarbeitet, was zu Verzögerungen im Handel führen kann.
Bereits Anfang Juli hatte die japanische Regierung die Exportkontrollen von drei chemischen Stoffen beschlossen. Darunter Fotolacke, die in der Chipproduktion verwendet werden. Das trifft vor allem die südkoreanischen Chiphersteller Samsung und SK Hynix sowie die Firma LG Display.
Südkorea hat angekündigt, hart gegen Japan vorzugehen. In einer Fernsehansprache sprach der südkoreanische Präsident Moon Jae-in von „unfairen wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen“ und betonte, dass Südkorea “Optionen hat, Japan entgegenzutreten“.
Japan – Südkorea: Konfliktreiche Vergangenheit
Moon sagte weiter: “Wir werden nie wieder gegen Japan verlieren. Wir können Japan schlagen.” Hier zeigt sich der Hintergrund der aktuellen Auseinandersetzung. Japan und Südkorea haben eine konfliktreiche Vergangenheit. Von 1910 bis 1945 war Korea von Japan annektiert. Bis heute streiten beide Länder u.a. über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft.
Im vergangenen Jahr hatte der Oberste Gerichtshof in Südkorea in separaten Verfahren Nippon Steel und den Schwerindustriekonzern Mitsubishi Heavy Industries angeordnet, Schadenersatz an ehemalige Zwangsarbeiter zu zahlen.
Die Gerichtsentscheidungen widersprechen einem Vertrag von 1965: In diesem steht, dass alle diese Ansprüche “vollständig und endgültig” geregelt sind. Tokio fordert Seoul auf, sich an diese Vereinbarung zu halten und hat um eine Mediation durch Dritte gebeten. Die südkoreanische Regierung lehnt so eine Schlichtung ab.
Kein Zusammenhang zu Zwangsarbeit-Konflikt, sagt Japan
Südkorea hat sich im Handelskonflikt an die Welthandelsorganisation gewandt. Die Handelsbeschränkungen durch Japan seien eine unfaire Vergeltung für die Gerichtsurteile und verstießen dadurch gegen den Grundsatz des freien und fairen Handels. Japan hingegen behauptet, dass die Gerichtsurteile nichts mit den Beschränkungen zu tun haben. Es sei eine Sache der nationalen Sicherheit.
Unterdessen geht ein Ruck des Protestes auch durch die südkoreanische Bevölkerung. Mit dem Hashtag #BoycottJapan wird in Social Media zum Boykott japanischer Produkte und auch Reisen nach Japan aufgerufen. Südkorea ist Japans drittgrößter Exportmarkt, mit einem Handelsvolumen von 53,5 Milliarden USD im vergangenen Jahr. Dem Protest schließen sich auch Geschäfte an: Die Korean Supermarkets Alliance beispielsweise, eine Organisation, die mehr als 23.000 Filialen vertritt, sagte, sie werde den Verkauf japanischer Produkte vorübergehend einstellen. Zudem stornieren immer mehr Koreaner ihre Reisen nach Japan, wie der südkoreanische Sender Arirang News berichtet. Dies führe sogar schon zu Änderungen in den Flugplänen einiger Low-Cost-Carrier.
Technologie-Unternehmen besonders betroffen
Wie der Konflikt auch weiter geht, Analysten warnen, dass die globalen Lieferketten für technische Ausrüstungen gestört werden könnten. Südkorea ist ein führender Exporteur von Halbleitern. Sie werden u.a. in chinesischen und japanischen Smartphones verwendet.
Auch beim immer noch schwelenden Handelsstreit zwischen den USA und China sind Halbleiterunternehmen betroffen. Hier gibt es auch weiter keine Bewegung. Es wird zwar wieder verhandelt, aber anscheinend ohne Ergebnis. Eher im Gegenteil, denn die US-Regierung kündigte eine weitere Runde von Strafzöllen an. Ab September sollen chinesische Importprodukte im Wert von rund 300 Milliarden USD mit einem neuen Strafzoll von 10 Prozent belegt werden. Weitere Gespräche sollen im September stattfinden.