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Südostasien profitiert von „China Plus One“

In den letzten zwei Jahrzehnten dominierte die chinesische Produktion die Welt, und das Land verfügt über etwa 30% der weltweiten Produktionskapazität. Zunehmende geopolitische Unsicherheiten und eine Reihe anderer Faktoren wie beispielsweise die Lieferunterbrechungen durch die Coronavirus-Pandemie haben jedoch dazu geführt, dass internationale Unternehmen vermehrt auf die Strategie „China Plus One“ setzen und ihre Produktion in andere asiatische Länder verlagern.

Dabei ist die „China Plus One“-Strategie nicht neu, sondern wurde auch schon durch den Handelskrieg zwischen den USA und China befeuert und ließ das Vertrauen in China als Produktionsstandort sinken. In einem Bericht der CME Group heißt es, dass die optimistische Sicht auf die chinesische Wirtschaft von 81% im Jahr 2017 auf 59% im Jahr 2020 gesunken ist.

Warum China Plus One?

Die Produktion in China war attraktiv, da das Land über extrem billige Arbeitskräfte, optimal gestaltete Schifffahrtswege und eine starke staatliche Unterstützung verfügte. Diese Situation hat sich jedoch im Laufe der Zeit geändert, da die Arbeitskosten um ein Vielfaches gestiegen sind, strenge Geschäftspraktiken ins Spiel kamen und die Kosten für die Einhaltung von Vorschriften in die Höhe geschnellt sind. Außerdem haben der Handelskrieg mit den USA und die daraus resultierenden Zölle zu einer Abwanderung ausländischer Produktionsunternehmen geführt. Dieser Trend wurde durch Covid-19 noch verschärft, was wiederum zu einem Kostenanstieg führte.

Eine von der EU-Handelskammer Anfang des Jahres durchgeführte Umfrage ergab, dass 23% der befragten Unternehmen aufgrund der strikten Null-Covid-Politik Chinas erwägen, ihre derzeitigen oder zukünftigen Aktivitäten aus dem Land zu verlagern.

Zusätzlich belastet die Null-Covid-Politik die Effizienz der Lieferketten, da Rohstoffe nicht schnell genug zur Verfügung gestellt werden können, was zu Verzögerungen in der Produktion führt und Unternehmen Verluste beschert. Für Hersteller in Übersee sind die Probleme in der Lieferkette wahrscheinlich der ausschlaggebendste Faktor.

Wohin gehen die Hersteller?

In der Zwischenzeit nimmt die Produktionstätigkeit in Südostasien an Fahrt auf. Die Region ist ein lukratives Ziel für Unternehmen, die ihre Produktion auslagern wollen.

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„Um neue Investitionen zu fördern, beachtet ASEAN die Negativliste für Investitionen stärker, erhöht die Erleichterung von Geschäftstätigkeit, führt Steuersenkungen durch, bietet steuerliche Anreize für Sonderwirtschaftszonen/Industrieparks und steigert die Infrastrukturausgaben“, so Eastspring Investments in einer Investmenteinschätzung.

Asien ist ein beliebtes Ziel für ausländische Direktinvestitionen (ADI). Einem Bericht der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung zufolge stiegen die ADI-Ströme in Entwicklungsländer im Jahr 2021 um 19% auf 619 Mrd. USD.

Thailand hat das Verfahren zur Erlangung von Baugenehmigungen optimiert und verstärkt die Erleichterung von Geschäftstätigkeiten. Die Anträge auf ausländische Direktinvestitionen in Thailand stiegen 2021 um 59% und damit stärker als erwartet. Für 2022 erwartet das thailändische Board of Investment, dass die gesamten Investitionszusagen das Niveau des Vorjahres erreichen oder sogar noch höher ausfallen werden, wenn sich die Covid-19 Situation verbessert. Thailands Exporte in die USA sind bis 2020 mit einer jährlichen Rate von 4,68% gestiegen, und das Land hat einen Handelsüberschuss mit den USA. Zu den wichtigsten Exportgütern gehören Elektronik und Autoteile.

Malaysia verzeichnete im Jahr 2021 einen Rekordzufluss ausländischer Gelder in Höhe von 48,1 Mrd. RM (10,9 Mrd. USD), den höchsten seit 2016. 61,4% der Gesamtinvestitionen flossen in das verarbeitende Gewerbe.

Der größte Nutznießer der „China Plus One“-Strategie ist Vietnam, dank seiner billigen Arbeitskräfte und seiner strategischen Lage für die Schifffahrt. Im Jahr 2020 zog das verarbeitende Gewerbe 58,2% der gesamten ausländischen Direktinvestitionen im Land an. Im März stiegen die Exporte des Landes auf 34,7 Mrd. USD, 48,2% mehr als im Vormonat und 14,8 % mehr als im Vorjahr, während Chinas wichtigstes Industriezentrum Shenzhen im gleichen Zeitraum einen Rückgang der Exporte um 14% auf 18,3 Mrd. USD verzeichnete. Die Vereinigten Staaten sind das wichtigste Exportziel für Produkte aus Vietnam, gefolgt von China, Japan, Südkorea und Hongkong.

Für das Quartal April-Juni meldete Vietnam ein BIP-Wachstum von 7,72%, da die Exporte in die USA weiter anstiegen und sich die Wirtschaft nach dem Covid-Schock wieder erholt hat. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 stiegen die Exporte des Landes in die USA um 22,5%.

Auch Indien versucht, mehr ausländische Investitionen ins Land zu holen, indem es Unternehmen, die Produktionsstätten im Land errichten, produktionsabhängige Anreize bietet. „Es gibt eine Menge Produktionsaktivitäten, die nach Indien verlagert werden. Das begann mit Chemikalien und weitet sich nun auf Teile der pharmazeutischen Lieferkette aus, insbesondere auf die Ausgangsstoffe, die sogenannten APIs (active pharmaceutical ingredients)“, sagt Peeyush Mittal, Portfolio Manager bei Matthews Asia.

Unterdessen versucht Indonesien, Unternehmen, die sich aus China zurückziehen, durch die Einrichtung von Industrieparks in Java ins Land zu holen.

Wer kehrt China den Rücken?

Nike stand in China unter Beschuss, weil es sich gegen die Misshandlung von uigurischen Muslimen ausgesprochen hatte, und hat in Folge seine Produktionsstätten nach Südostasien und Afrika verlagert. Apple erweitert seine Produktionsstandorte nach Indien, Vietnam, Thailand und Indonesien. Die Apple-Zulieferer Foxconn und Pegatron verlagern 30% der iPhone-Produktion aus China und sind Teil des produktionsgebundenen Anreizprogramms der indischen Regierung.

Samsung, der größte Smartphone-Hersteller der Welt, hat die Smartphone-Produktion in China 2019 komplett eingestellt und verlagert seine PC-Fertigung nach Vietnam. Auch die TV-Fabrik des Unternehmens in China wurde Ende 2020 geschlossen. Wie Samsung hat auch das südkoreanische Unternehmen LG Electronics die Produktion von Kühlschränken, die in die USA geliefert werden, zurück in sein Heimatland verlagert, um Zölle zu vermeiden.

Zu den anderen Marken, die ihr China-Engagement reduzieren, gehören Adidas, Puma, AirBnB, Zoom, Hasbro, Sharp, Dell, HP und Microsoft, um nur einige zu nennen.

Der australische Logistikdienstleister Toll Group schreibt in einer aktuellen Einschätzung, dass neue Produktionszentren in südostasiatischen Ländern schnell an Dynamik gewinnen. In Vietnam werden laut Bericht vermehrt Schuhe, Bekleidung und Einzelhandelswaren hergestellt, in Indonesien boomt die Industrie allgemein, in Malaysia hat die Tech-Produktion an Fahrt aufgenommen und in Thailand wird in Elektronik und Automobilbau investiert.

„Ob Vietnam China als Produktionsstandort ‹ersetzen› wird, bleibt abzuwarten“, sagt Matthijs van den Broek von der Dutch Business Association Vietnam (DBAV) gegenüber der Deutschen Welle. „Aber als erweiterter oder zusätzlicher Investitionsstandort neben China oder als Teil einer umfassenderen China-plus-One-Strategie ist Vietnam definitiv auf dem Vormarsch.“

„China ist zu groß und zu fortschrittlich, um nicht Teil jeder Asienstrategie zu sein“, fügt van den Broek hinzu. „Vietnam ist noch nicht auf Augenhöhe mit China, was das Bildungsniveau, die Fachkräfte, die Infrastruktur und die Logistik angeht.“

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