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Kann Chinas Finanzwirtschaft die Immobilienkrise überwinden?

Chinas Wirtschaft hat die Coronavirus-Pandemie dank der strikten gesellschaftlichen und Kapitalverkehrskontrollen der Regierung bislang gut bewältigt. Der Zahlungsausfall des Immobilienunternehmens Evergrande war für die Wirtschaft wahrscheinlich der größte Schock, der den chinesischen Finanzdienstleistungssektor erschütterte. Nach Angaben der People’s Bank of China machten Immobilienkredite Ende September 2020 fast 30 % der gesamten ausstehenden Kredite chinesischer Finanzinstitute aus.

Chinesische Banken haben nach dem Evergrande-Debakel und der Ausweitung der hohen Verschuldung im Immobiliensektor rasch damit begonnen, ihr Kreditengagement in dieser Branche zu reduzieren. Mindestens 17 von 32 führenden Kreditgebern in China haben ihre ausstehenden Kredite an die Immobilienwirtschaft im Jahr 2021 reduziert. Die China Everbright Bank verzeichnete im vergangenen Jahr einen Rückgang ihrer Immobilienkredite um 12 %, während der regionale Kreditgeber China Bohai Bank ein Minus der Kreditvergabe an den Sektor von 32 % meldete.

Während der Immobiliensektor von einer Erholung noch weit entfernt ist, richten die chinesischen Kreditgeber ihre Geschäftsmodelle neu aus, um ihre Kreditportfolios zu diversifizieren. Die chinesische Regierung führte zudem neue Gesetze zur Unterstützung des Finanzsektors ein.

Ist Chinas Finanzdienstleistungsbranche gefährdet?

Chinas Abschwung im Immobiliensektor wurde mit dem Fall Lehman Brothers in den USA verglichen, der sich zu einer weltweiten Finanzkrise entwickelte. Allerdings hat China eine viel stärkere Kontrolle über seine Finanzinstitute, und die Regierung kann auf Einlagen zugreifen und die Geldströme nachverfolgen.

«Wir haben weder bei US-amerikanischen noch bei chinesischen Banken allzu große Bewegungen bei den Credit-Default-Swap-Spreads gesehen, noch gab es große Währungsschwankungen beim Renminbi, was höchstwahrscheinlich auf ganz andere Umstände und ein anderes Ergebnis hinweist«, so Franklin Templeton in einem Blogbeitrag Ende letzten Jahres.

In einem Bericht von S&P Global heißt es, dass chinesische Banken 2022 mit verlangsamtem Kreditwachstum, sinkenden Margen und steigenden Kreditrisiken konfrontiert sein werden. Chinas Maßnahmen zur Lockerung der Geld- und Fiskalpolitik würde die Zinsmargen der Banken über Jahre hinaus auf Tiefstständen halten.

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«Wir gehen davon aus, dass China weitere Lockerungsmaßnahmen ergreifen wird – wie eine proaktive Fiskalpolitik, eine vorsichtige Geldpolitik sowie gezielte industriepolitische Maßnahmen – um eine Abwärtsspirale zu verhindern und eine starke Wachstumsverlangsamung umzukehren», schrieb China Renaissance Securities im Januar.

Die ausstehenden Kredite chinesischer Finanzinstitute stiegen im November 2021 um 11,37 %, die niedrigste Rate seit März 2006. Die Probleme in der Immobilienbranche haben im Bankensektor zu einem Anstieg der notleidenden Kredite geführt und die Qualität der Aktiva in diesem Segment verschlechtert. Nach Angaben der China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) stiegen die ausstehenden notleidenden Kredite im Geschäftsbankensektor in den drei Monaten bis Dezember 2021 um 13,5 Mrd. Yuan auf 2,8 Mrd. Yuan (440,66 Mrd. $).

«Die Gesamtquote der notleidenden Kredite chinesischer Banken im Immobiliensektor ist im ersten Halbjahr 2021 auf 2 % gestiegen, gegenüber 1,2 % im Jahr 2019», so eine Schätzung der Bank Natixis im Januar. In der Zwischenzeit ist die NPL-Quote im chinesischen Bankensektor insgesamt bis Ende 2021 aufgrund schnellerer Kreditabschreibungen gesunken, so S&P in einem Bericht.

Politische Maßnahmen zur Schadensbegrenzung

Anfang April stellte die chinesische Regierung den Entwurf eines Gesetzes zur Finanzstabilität vor, um systemische Risiken in Zukunft zu vermeiden. Das Gesetzesvorhaben zielt darauf ab, mehrere «verstreute» Regelwerke zusammenzuführen, die derzeit für den Umgang mit finanziellen Risiken im Land verwendet werden.

Lu Lei, stellvertretender Leiter der chinesischen Devisenaufsichtsbehörde SAFE, sagte, dass das neue Gesetz «institutionelle Vorkehrungen» zur Wahrung der Finanzstabilität treffen werde. Konkret wird mit dem Gesetz ein Garantiefonds für Finanzstabilität geschaffen und die rechtliche Grundlage für eine umfassende, ressortübergreifende Politik zur Vermeidung finanzieller Risiken gelegt. Dies bedeutet im Wesentlichen eine stärkere Überwachung der Funktionen der verschiedenen Abteilungen sowie der Banken.

Der Mitbegründer des in Peking ansässigen Forschungsunternehmens Plenum, Chen Long, erklärte gegenüber der South China Morning Post, dass der Gesetzentwurf bereits in die Praxis umgesetzt worden sei und das Land ihn nun als Gesetz statt einer Reihe von Verordnungen festschreibe.

Das Finanzstabilitätsgesetz ist Teil einer Reihe von Maßnahmen, die die chinesische Regierung als Reaktion auf den wirtschaftlichen Abschwung getroffen hat. Die chinesischen Finanzmärkte standen in den letzten Monaten unter Druck. Die Wirtschaft wurde durch die Pandemie und das harte Vorgehen der Regulierungsbehörden gegen Immobilien- und Technologieunternehmen in Mitleidenschaft gezogen. Auch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hat zu einem Abfluss ausländischer Gelder aus China geführt, da weitere geopolitische Spannungen befürchtet werden.

Die PBOC kündigte kürzlich die mit Spannung erwartete Senkung ihres Mindestreservesatzes (RRR) an, um die sich verlangsamende Wirtschaft zu stützen. Dies ist die dritte Senkung des Mindestreservesatzes im laufenden Lockerungszyklus und wird am 25. April langfristige Liquidität im Wert von 530 Mrd. Yuan (83,2 Mrd. USD) in das Interbankensystem freisetzen.

Die Widerstandsfähigkeit der chinesischen Finanzbranche

China konnte die Pandemie dank seiner digitalen Bankinfrastruktur und stabiler Finanzinstitute gut bewältigen. Zahlungsplattformen wie Alipay, Tencent, WeChat Pay, digitale Versicherer wie PingAn und digitale Banken wie die WeBank konnten während der Pandemie erhebliche Zuwächse an Nutzern und Volumen verzeichnen, schreibt KPMG.

Die chinesische Regierung hat in den letzten Jahren die Umstellung auf den digitalen Zahlungsverkehr gefördert und an einer digitalen Zahlungs- und Finanzinfrastruktur gearbeitet. Da die meisten chinesischen Banken staatlich kontrolliert werden, war die Regierung in der Lage, Liquiditäts- und Kreditprobleme zu managen, indem sie bei Bedarf die erforderliche Unterstützung leistete. KPMG schreibt in seinem Bericht, dass die Regierung und die Zentralbank die Digitalisierung der Finanzdienstleistungen und der Infrastruktur vorantreiben.

Einer der wichtigsten Schritte zur finanziellen Integration war die Einführung des «digitalen Yuan», der es der Regierung ermöglichen könnte, jede ausgegebene Währungseinheit zu verfolgen und gerechte öffentliche Dienstleistungen anzubieten. Der digitale Yuan ermöglicht es der Zentralbank auch, Zwischenhändler auszuschalten und Transaktionen schneller und billiger durchzuführen. Dies würde sich wiederum in niedrigeren Kosten und Zinssätzen für die Verbraucher niederschlagen.

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