Die südkoreanischen Finanzaufsichtsbehörden haben weitere Einzelheiten über die im Februar vorgeschlagene “Value-Up”-Reform bekannt gegeben. Die am Donnerstag veröffentlichten Leitlinien sollen den Unternehmen helfen, die Rendite für ihre Aktionäre zu steigern und die Corporate Governance zu verbessern.
Im Rahmen des “Corporate Value-up Program” werden börsennotierte Unternehmen ermutigt, mittel- bis langfristige Ziele für die Eigenkapitalrendite und andere nicht-finanzielle Kennzahlen festzulegen, heißt es in einer Erklärung der Financial Services Commission (FSC).
Diese freiwillige Initiative ist ein zentraler Bestandteil der Strategie Südkoreas zur Bekämpfung des Phänomens, dass einheimische Unternehmen niedriger bewertet werden als ihre internationalen Konkurrenten, bekannt als “Korea Discount”. Dies wird auf die Dominanz von familiengeführten Konglomeraten, den Chaebols, zurückgeführt. Diese Chaebols können den Markt durch komplexe Kreuzbeteiligungsstrukturen, die Minderheitsaktionäre oft an den Rand drängen, erheblich beeinflussen.
Laut dem von der FSC veröffentlichten Handbuch können Unternehmen Schlüsselindikatoren auswählen, die für die Steigerung des Unternehmenswertes wichtig sind, mittel- bis langfristige Ziele festlegen und verschiedene Pläne für Investitionen und Aktionärsrendite aufstellen. Investoren können die Pläne der Unternehmen über das Corporate Disclosure System der lokalen Börse einsehen.
“Die Leitlinien sind nicht das Ende, sondern der Anfang des Corporate Value-up”, sagte Kim Soyoung, stellvertretender Vorsitzender der südkoreanischen Financial Services Commission. Er rief die börsennotierten Unternehmen auf, sich aktiv an der “Entwicklung und Umsetzung des Programms zu beteiligen”.
Um eine breitere Beteiligung an der Initiative zu fördern, hat die Regierung angekündigt, dass sie Unternehmen, die Maßnahmen zur Verbesserung der Aktionärsrenditen ergreifen, steuerliche Anreize bieten wird.
Südkoreas “Value-up” folgt in Japans Fußstapfen
Die Reform folgt dem Beispiel ähnlicher Maßnahmen in Japan. Es bleibt jedoch die Frage, ob sie ebenso erfolgreich sein können.
Südkorea hatte bereits zwei frühere Versuche einer Reform der Unternehmensführung mit begrenztem Erfolg: die “Choinomics” zwischen 2014 und 2016, die mit der Amtsenthebung von Präsidentin Park Geun-hye endeten, und die Reformen von Präsident Moon Jae-in zwischen 2018 und 2020, die von den Chaebols heftig angefochten wurden.
Diese gescheiterten Versuche einer Corporate-Governance-Reform haben gezeigt, dass Reformen nur dann erfolgreich sein können, wenn sie langfristig angelegt sind, insbesondere angesichts des tief verwurzelten ‘Korea Discounts’, und die breite Unterstützung der Marktteilnehmer haben”, sagt Soo Ho Jung, ESG-Analyst bei Wellington Management. Der derzeitige Reformschub unterscheide sich von früheren Versuchen, sagt er, und nennt als Gründe die zunehmenden Privatanlegerinvestitionen und politischen Anreize, die Lehren aus Japan und den wachsenden Investor-Aktivismus.
Abrdn rät Investoren, das koreanische Value-up-Programm genau zu beobachten. “Dies ist ein Programm, das die Attraktivität koreanischer Unternehmen erhöhen und die Aktienbewertungen in der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens steigern könnte”, so das Asian Equities Team.
“Wir sind der Meinung, dass die Bemühungen um eine verbesserte Unternehmensführung das Potenzial haben, eine Reihe von Anlagemöglichkeiten in Südkorea zu schaffen, insbesondere in der Automobilindustrie und bei Holdinggesellschaften sowie in geringerem Maße im Finanz- und Telekommunikationssektor”, fügt Soo hinzu.
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Laut Amay Hattangadi, Portfoliomanager, Emerging Markets Equity Team bei Morgan Stanley Investment Management, argumentieren einige Kritiker, dass die aktuellen Vorschläge “zu viel Zuckerbrot und zu wenig Peitsche” enthielten, um die Chaebols zu transformativen Maßnahmen zu bewegen.
“Auch wenn die koreanische Initiative kurzfristig nur zu geringen Veränderungen führen mag, sollte sie aufgrund ihres nicht spezifizierten und freiwilligen Charakters nicht als unbedeutend angesehen werden”, meint Mobius Capital Partners. “In Anbetracht der Tatsache, dass die Reformen in Japan mehr als ein Jahrzehnt brauchten, um ihre Wirkung zu entfalten, sollte man nicht erwarten, dass die koreanischen Reformen von heute auf morgen durchgeführt werden, sondern sie sollten als ein wichtiger Ausgangspunkt für langfristige Verbesserungen betrachtet werden.”